LGBTIQ* und Genderstern
LGBTIQ*
International gebräuchliche Abkürzung für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Inter*, Queer (Lesbian, Gay, Bisexual, Trans*, Inter*, Queer). Die Abkürzung wird häufig in Kombination mit anderen Begriffen verwendet („LGBTIQ*-Community“, „LGBTIQ*-Feindlichkeit“ usw.), kann aber auch für sich alleine stehen (z.B. „LGBTIQ* haben im Alter aufgrund ihrer Lebensgeschichte oft andere Bedürfnisse als heterosexuelle Menschen“). Im deutschsprachigen Raum wird auch das Akronym LSBTIQ* verwendet.
* = Genderstern
Der Genderstern * symbolisiert die Vielfalt von
unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten.
Er erzeugt damit Sichtbarkeit auch für trans*, inter* und
nicht-binäre Menschen. Damit sind auch die
Personenstandseinträge „divers“ und „ohne Angabe“
berücksichtigt.
--
Begriffe zur „geschlechtlichen Identität“
--
Geschlecht
Der Begriff Geschlecht wird häufig mit Bezug auf körperliche Merkmale als binäre Beschreibung von Mann und Frau verwendet. Durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts wurde die binäre Geschlechterordnung um zwei weitere Möglichkeiten ergänzt.
Geschlecht ist in unserer Gesellschaft ein wichtiges
Ordnungsprinzip und eine einflussreiche
soziale Kategorie und spielt in vielen Rechtsgrundlagen eine
Rolle. In Erweiterung der bisher
binären Beschreibung von Geschlecht werdende Begriffe „Gender“
oder „Geschlechtsidentität“
verwendet.
--
Gender
Der Begriff stammt aus dem Englischen, dort wird unterschieden
zwischen dem körperlichen
Geschlecht („sex“) und dem sozialen Geschlecht („gender“).
Gender beschreibt auf einer wissenschaftlichen Ebene das sozial
konstruierte Geschlecht und auf einer aktivistischen und
persönlichen Ebene die Geschlechtsidentität einer Person.
Geschlechtsidentität bedeutet hier die persönliche Vorstellung
vom eigenen Geschlecht und der eigenen Geschlechterrolle.
Innerhalb der Gesellschaft ist Gender das Konzept, nach dem verschiedene Ideen wie sozialer Status, Geschlechtspräsentation, Rolle in der Gesellschaft, Lebensplanung und Sexualität in die Kategorien „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ eingeordnet werden.
--
Geschlechtsidentität
Die Geschlechtsidentität bezeichnet, mit welchem Geschlecht oder welchen Geschlechtern sich ein Mensch selbst identifiziert. Diese muss nicht mit dem Geschlecht übereinstimmen, das bei der Geburt zugewiesen wurde. Der Begriff impliziert den Einbezug von weiteren Geschlechtsidentitäten wie z. B. nicht-binär.
--
Inter*
Ein aus der Inter*-Bewegung entstandener, emanzipatorischer
Oberbegriff für die Vielfalt
intergeschlechtlicher Körperlichkeiten und Realitäten, der
unter anderem Selbstbezeichnungen wie intergeschlechtlich,
intersex oder intersexuell umfasst.
Hinsichtlich ihrer Geschlechtsidentität können sich inter* Menschen wie alle anderen Menschen als Männer, Frauen oder Weiteres definieren.
Inter* wird manchmal auch als Selbstbezeichnung für die eigene Geschlechtsidentität verwendet.
Inter* Personen sind Menschen, deren körperliches Geschlecht
(beispielsweise die Genitalien oder die Chromosomen) nicht der
medizinischen Norm von „eindeutig“ männlichen oder weiblichen
Körpern zugeordnet werden kann.
„Zwitter“ oder „Hermaphrodit“ sind abwertende Begriffe für
inter* Personen, werden allerdings teilweise in der Community
der inter* Menschen als positiv besetzte Selbstbezeichnung
umgedeutet. Im städtischen Sprachgebrauch sind sie nicht zu
verwenden, da sie dennoch häufig verletzend wirken können.
--
Trans*
Trans* ist ein Überbegriff für transsexuelle, transidente und
transgender Menschen und alle
Menschen, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, dem
sie bei der Geburt zugewiesen wurden.
--
Transsexualität / transsexuell
Transsexuell ist ein Begriff für Menschen, die sich nicht mit
dem Geschlecht identifizieren,
dem sie bei der Geburt zugewiesen wurden. Die
Geschlechtsidentität ist hier meistens nur auf ‚männlich‘ oder
‚weiblich‘ beschränkt. Viele transsexuelle Menschen streben
eine hormonelle und körperliche Angleichung an ihr
Identitätsgeschlecht an. Auch Menschen, die nicht (oder nur
teilweise) den Weg der Geschlechtsangleichung mittels Hormonen,
Operationen sowie Namens- und Personenstandsänderung gehen,
verstehen sich manchmal als transsexuell.
Der Begriff ist zudem das einzige medizinischjuristische Modell für trans* Menschen. Von vielen trans* Menschen wird er abgelehnt, da er als psychiatrische Diagnose und medizinische Fremdbezeichnung pathologisierend ist. Zudem ist die Endung -sexuell irreführend, denn sie suggeriert, dass es sich um eine Frage der Sexualität und nicht der Geschlechtsidentität handle.
--
Transidentität
Der Begriff wurde als Alternative zu „transsexuell“ eingeführt,
um zu betonen, dass es sich um
eine Frage der Geschlechtsidentität und nicht der Sexualität
handelt.
--
Transgender
Der Begriff wird auf vielfältige und unterschiedliche Weise
verwendet und ist, wie so viele
andere auch, umstritten. Im engeren Sinne wird er von Menschen
verwendet, die sich selbst nicht oder nicht nur mit dem bei
Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren, dem
Zwei-Geschlechter-System kritisch gegenüberstehen und häufig
andere Wege der Geschlechtsangleichung gehen als das
juristisch-medizinisch vorgesehene Modell von Transsexualität.
Transgender wird im weiteren Sinne auch als Oberbegriff
verwendet.
--
Transition / Geschlechtsangleichung / Trans*Weg
Als Transition bezeichnet man den Prozess, in dem eine trans*
Person soziale, körperliche und/oder juristische Änderungen
vornimmt, um die eigene Geschlechtsidentität
auszudrücken. Dazu können, müssen aber nicht, Hormontherapie
und Operationen gehören, aber auch Namens- und
Personenstandsänderung, ein anderer Kleidungsstil
und vieles andere.
Der manchmal verwendete Begriff der „Geschlechtsumwandlung“ ist
falsch, da keine Umwandlung erfolgt, sondern eine Angleichung
an das empfundene Geschlecht. Der Begriff
„Geschlechtsumwandlung“ wird von der Trans*-Community abgelehnt
und sollte nicht verwendet werden.
Die Transition wird auch als Geschlechtsangleichung oder
Trans*Weg bezeichnet, der meist
viele Jahre dauert.
--
trans* Frau
Ist eine Frau, der bei der Geburt das Geschlecht „männlich“ zugewiesen wurde und die ihre empfundene weibliche Geschlechtsidentität lebt.
--
trans* Mann
Ist ein Mann, dem bei der Geburt das Geschlecht „weiblich“ zugewiesen wurde und der seine empfundene männliche Geschlechtsidentität lebt.
--
nicht-binär
Als nicht-binär bezeichnen sich Menschen, die sich weder als
Mann oder Frau identifizieren.
Hierbei handelt es sich auch um einen Oberbegriff für
verschiedene nicht-binäre Geschlechtsidentitäten, dieser ist
auch inklusiv für inter* Menschen.
Nicht-binär sind Selbstbezeichnungen für eine Geschlechtsidentität, die sich nicht in der Gegenüberstellung von Mann oder Frau beschreiben lässt. Damit kann eine Geschlechtsidentität „zwischen“, „sowohl – als auch“, „weder – noch“ oder „jenseits von“ männlich und weiblich gemeint sein.
--
divers
„Divers“ ist ein möglicher Geschlechtseintrag im Personenstandsrecht. Hierfür muss eine „Variante der Geschlechtsentwicklung“ nachgewiesen werden. Das Personenstandsgesetz bietet damit folgende Möglichkeiten des Geschlechtseintrags: weiblich, männlich, divers und ohne Angabe.
--
cis / cisgeschlechtlich
Bezeichnet einen Menschen (cis-Frau/cis-Mann), bei dem die
empfundene Geschlechtsidentität mit dem bei der Geburt
zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt. Der Begriff „cis“ wurde
im Kontext der trans* Bewegung eingeführt, um
Normvorstellungenzu hinterfragen. So sollen nicht nur
vermeintliche Abweichungen sprachlich erfasst werden, sondern
die Norm selbst soll benannt und damit als nicht einfach
„normal“, sondern Teil eines
weiten Spektrums geschlechtlicher Identitäten und
Körperlichkeiten dargestellt werden.
--
binäres Geschlechtersystem / Cis- Normativität
Das binäre Geschlechtersystem geht davon aus, dass es „Frauen“
und „Männer“ gibt und keine weiteren Geschlechter. Ähnlich wie
bei der Heteronormativität erzeugt dies hohen Druck auf
Menschen, die mit den geschlechtlichen Zuordnungen verbundenen
Erwartungen zu erfüllen. Man nennt dies auch
„Cis-Normativität“.
Damit wird so getan, als gäbe es keine intergeschlechtlichen,
nicht-binären und andere Menschen, die nicht in dieses System
passen.